Das „Limmi“ muss auf den neuesten Stand gebracht werden
Dietikon Limmttalk mit Spitaldirektor Leo Boos
Es war ein spannender Fragenkatalog, den LT-Chefredaktor Daniel Winter dem Spitaldirektor Leo Boos unterbreitete.
Das Gespräch war aufschlussreich und umfasste viele brennende Fragen rund um das heutige Gesundheitswesen.
Helen Busslinger-Simmen
Eine Fülle von Themen beschäftigte die Gäste im gut besetzten Stadtkeller, und alle drehten sich um Spital, Krankheit und Gesundheit. Dass im Spital Limmattal
ein Um- und Neubau geplant ist, hat sich im Limmat- und Furttal herumgesprochen. Kein Wunder, dass für den Spitaldirektor Boos Überstunden an
der Tagesordnung sind, wie er berichtete. Das „Jahrhundertprojekt“, das 149,5 Millionen kostet und dann in Angriff genommen wird, wenn die Gemeinden
zugestimmt haben, hält auch ihn in Atem.
Mit dem Herzen dabei
Auf die Frage nach seiner Biografie bekannte Boos, er sei nach der Matura pflegerisch tätig gewesen und habe erst im „hohen Alter“ von 35 Jahren Ökonomie
studiert und doktoriert. Helfen im weitesten Sinn sei ihm ein Anliegen. Das „Limmi“ soll seiner Ansicht nach in Zukunft als Gesundheitszentrum noch mehr
Bedeutung erhalten: Ein Spital, das für alle da ist, unabhängig von der persönlichen finanziellen Lage. „Als Ökonom habe ich stets die Finanzen im
Auge, ich befürworte optimale Abläufe, die Sinn machen und kostengünstig sind“, sagte Boos.
Auf die Frage von Winter nach seinem Highlight in letzter Zeit erwähnte Boos voller Freude die Tatsache, dass sich im Januar die Delegierten der
siebzehn Trägergemeinden für die Gesamterneuerung des Spitals ausgesprochen haben. Boos: „Das letzte Wort hat die Bevölkerung der
Spitalverbands-Gemeinden aus Limmat- und Furttal an der Urne.“
Neubau eine Notwendigkeit
Boos legte dar, warum ein Neubau nicht zu umgehen ist: „Die jetzige Bausubstanz stösst an seine Altersgrenze. Nach vier Jahrzehnten Nutzung erreichen
Lüftungs-, Wasser- Medizinalgas- und Elektroleitungen das Ende ihrer Einsatzfähigkeit.“ Eine Altbausanierung sei nicht möglich, ein mehrjähriges Provisorium
wäre zu teuer. Vor allem aber seien optimale Betriebsabläufe in den zu kleinen Abteilungen des Altbaus nicht mehr gewährleistet. „Wir müssen uns dem
Wettbewerb stellen, wenn uns das Limmi erhalten bleiben soll“, betonte Boos.
Man weiss, dass die Bedürfnisse bezüglich Zimmerkomfort und Infrastruktur gestiegen sind. Doch Boos zeigte seinen Willen zur Bescheidenheit: „Ein Spital
bleibt ein Spital und ist keine Wellness-Anlage.“ Deshalb könne man gut auf Schnickschnack verzichten, es gehe schliesslich um Heilung von Krankheiten.
Boos vergass nicht, die Pioniere des Spitals zu loben: Für die damalige Zeit sei das Konzept hervorragend gewesen, aber das Gesundheitswesen sei in
einem rasanten Wandel begriffen.
Gute Ärzte im Mittelpunkt
Wie eine Qualitätsverbesserung im „Limmi“ erreicht werden könnte, dazu hatte Boos einige unorthodoxe Ideen. Zum Beispiel gäbe es in New York eine Liste
der im Spital vermeidbaren Todesfälle, sie werde sogar den Ärzten zugeordnet. „Eigentlich müsste man vermeidbare Todesursachen in den Spitälern kennen
und bekämpfen. Die Forschung und Entwicklung geht in diese Richtung.“
Auf eine Frage aus dem Publikum, wie lange gute und beliebte Ärzte im Limmi bleiben, sagte Boos: „Heute bleiben Ärzte kaum mehr ein ganzes Leben ihrem
Spital treu, Wechsel sind in jedem Spital an der Tagesordnung.“ Im Limmi schätze man sich glücklich, über einen jungen und gut ausgebildeten Ärztestab zu
verfügen. Das sei das Resultat von der sorgfältigen Besetzung freiwerdender Stellen.
Blick in die Zukunft
„Bei den Wünschen von Patienten bezüglich medizinische Versorgung wird ein sinnvolles Mass zuweilen überschritten“, betonte Boos. Als Beispiel erwähnte
er die Ersetzung von Gelenken, die etwa dazu dienten, „im Alter noch Marathonläufe absolvieren“ zu können. Es gelte, eine vernünftige Balance zu finden
zwischen absolut nötigen und eher unnötigen Operationen, dabei stehe der soziale Aspekt immer im Mittelpunkt.
Der Trend im „Limmi“ gehe eindeutig in Richtung „Gesundheitszentrum“, wo Prävention eine grosse Rolle spielt, wo ein leistungsfähiges Ambulatorium
geplant ist und wo der gute Mix von Patienten mit Allgemein- und mit Zusatzversicherung bestehen bleibt. „Das Hauptanliegen ist die medizinische
Grundversorgung für alle, unabhängig von ihrer sozialen Lage. Die Bevölkerung im Limmat- und Furttal soll bei uns eine Anlaufstelle finden“, sagte Boos
und wies darauf hin, dass man wohl in Zukunft Spitäler über Kantonsgrenzen hinaus aufsuchen könne. Viele Interessierte benützten die Gelegenheit, dem
Referenten Fragen zu stellen oder eigene Erfahrungen zu diskutieren.