In Uri heimisch geworden

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:
Jürgen Scherbeitz

Von Norddeutschland im Reusstal gelandet

Jürgen Scherbeitz hat in Erstfeld Fuss gefasst

Jürgen Scherbeitz hat mitten im Reusstal das Unternehmen Thermotec 2000 AG aufgebaut. Er ist der Meinung, dass es sich in Uri sehr gut leben lässt. Aus verschiedenen Gründen.

Helen Busslinger-Simmen
Der Liebe wegen ist er in der Schweiz geblieben! Als Scherbeitz ein Unternehmen in Zug aufgebaut hatte, verliebte er sich in eine Erstfelderin, in Gabi Gnos. Die beiden heirateten, und um Gabis Sohn aus erster Ehe das Aufwachsen in der Schweiz zu ermöglichen, blieb die Familie hier. „Ich habe das nie bereut, besonders als Naturfreund hat man hier einmalige Erlebnisse ganz in der Nähe“, sagt Scherbeitz.

Bergseen und Bodenständigkeit

Es ist vieles, das der im Norden Deutschlands aufgewachsene Unternehmer im Kanton Uri schätzt. Als leidenschaftlicher Fischer kann er von Erstfeld aus zu den „schönsten Bergseen der Schweiz“ gelangen und hier inmitten einer magischen Bergwelt fischen. „Wie rasch sind wir im Tessin, hier oder dort scheint fast immer die Sonne“, schwärmt er. Zudem geniesst er es, dass selbst die schönsten Plätze inmitten einer unberührten Natur nicht überlaufen sind: „Man kann stundenlang wandern, auftanken, die Natur bewundern, ohne dass man dabei gestört wird.“

Scherbeitz mag es, dass den Leuten in Uri der Schalk im Nacken sitzt. Zudem ist ihm ein gewisses „strategisches Understatement“ aufgefallen, das man im Kanton Uri pflegt. Man hängt nicht alles gleich an die grosse Glocke, ist von Natur aus eher bescheiden. „In Deutschland spielt die gesellschaftliche Stellung eine grössere Rolle als hier, was Distanz schafft.“ Ein einschneidendes Erlebnis war für ihn die spontane Hilfsbereitschaft bei den letztjährigen Überschwemmungen: „Da hatten Bauern wie Banker die Schaufel in der Hand und schafften Geröll weg.“ Ohne grosses Aufhebens.

Erfindungsgeist und Knowhow

Scherbeitz hat Betriebswirtschaft studiert, bereits als junger Mann hat er sich mit Heizungssystemen befasst und verschiedene Erfindungen patentieren lassen. Heute ist sein Unternehmen der technisch führende Systemanbieter in der Schweiz. Hochwertige Bodenheizungs-Systeme werden hergestellt und in alle Welt geliefert. Bloss der Asienmarkt will noch erobert werden.

Sein Geschäft ist seine Leidenschaft. Man kann sich Scherbeitz gut vorstellen, wie er zusammen mit Ingenieuren technische Neuerungen austüftelt und in Gang setzt, mit Kunden in der halben Welt telefoniert, weitere Unternehmen in Deutschland berät und Verbindungen knüpft. In seiner Firma spielt Hightech die grösste Rolle. Scherbeitz: „Es ist alles automatisiert, nur so kann ich mit der Konkurrenz Schritt halten. Gut bezahlte Fachleute, rund vierzig Angestellte, sind an der Arbeit, dank Robotern läuft der Betrieb Tag und Nacht.“ Bei geringster Störung leuchtet eine Warnlampe auf, damit der Fehler sofort behoben werden kann.

Stabil und sicher

Eigentlich könnte der Unternehmer sein Geschäft irgendwo in der Welt betreiben und von dort seine hochspezialisierten Produkte herstellen und liefern. Dass er dafür gerade das Reusstal ausgewählt, kommt nicht von ungefähr: „Hier habe ich gute Rahmenbedingungen, die öffentlichen Dienste funktionieren, der Standort ist optimal.“ Ihm, der früher Plattdeutsch sprach, gefällt der Urnerdialekt, obwohl er ihn nicht spricht. Er will nicht Dialektwörter in sein Hochdeutsch mischen und so tun, als ob er hier aufgewachsen wäre.

Als Familienmensch liebt er den Kontakt mit den Verwandten im Urnerland, und dass im Kanton Uri ein „bestimmtes Heimatgefühl“ die Menschen prägt, ist ihm sympathisch. Mehr und mehr wird die urnerische Mentalität seine eigene! Jedenfalls ist er einer, der die Bergwelt liebt und nicht mehr verlassen möchte.