In Uri heimisch geworden

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:
Dankmar Kolthoff

Dank Faszination für Fussball in Uri heimisch geworden

Juniorchef Dankmar Kolthoff zog vor 15 Jahren von Deutschland in den Kanton Uri

Dank seiner Freude am Fussballspiel und am ESC (Eisenbahner Sportclub) fand der Deutsche Dankmar Kolthoff in Uri Kollegen und Freunde und fühlt sich hier zuhause. Das war nicht von Anfang an der Fall.

Helen Busslinger-Simmen
Dankmar Kolthoff spricht Hochdeutsch, und heute stört das niemanden mehr. Er will sich nicht anbiedern und einen „selbst gebastelten Dialekt“ sprechen. In seinen ersten Jahren im Kanton Uri spürte er Distanz und wurde das Gefühl nicht los, hier nicht erwünscht zu sein. Als Sechzehnjähriger, mitten in Sturm- und Drangjahren in die Schweiz überzusiedeln, ist kein Zuckerschlecken. Kolthoff kannte vor seiner Einwanderung die Schweiz als Ferienland, ein wunderschönes Land für Sport und Freizeit. Als seine Eltern ihr Unternehmen in den Kanton Uri verlegt hatten, musste er seinen Freundeskreis hinter sich lassen, - er gab alles auf.

Von der Mühe des Einwanderns

Kolthoff begann gleich nach seiner Übersiedlung nach Flüelen mit der kaufmännischen Lehre in der Dätwyler AG und besuchte die Berufsschule Altdorf. Die Schule empfand er nicht als mühsam, aber die Anpassung an das hiesige Schulsystem, an die doch recht andere Mentalität war eine Herausforderung. Nach und nach lernte er, die Kommunikation untereinander und die stark in der Bevölkerung verwurzelten Traditionen zu schätzen.

„Es dauerte einige Jahre, bis ich mich hier wohl fühlte“, sagt er rückblickend. Glücklicherweise fand er in der Berufsschule den Anschluss, den er suchte. Kaufmännisches Denken war ihm ja nicht fremd, hielt er sich doch seit Kindsbeinen im elterlichen Geschäft auf und lernte früh Büroarbeit, Rechungswesen und Computer kennen.

Heute kann sich Kolthoff ein Leben im Norden Deutschlands nicht mehr vorstellen. „In Zeiten der Globalisierung ist es von unschätzbarem Vorteil, auf überschaubarem Gebiet soziale Netze und Zusammenhalt zu haben“, sagt er. Seinen Freunden in Deutschland geht es ebenso, den jungen Deutschen gefällt südliche Lebensfreude und die Fähigkeit, locker die Zeit zu nutzen und zu geniessen.

Heimat gefunden

Aber am meisten geholfen hat ihm der Beitritt in den ESC: „Als ich vor vier Jahren dem Club beigetreten bin, hatte ich das erste Mal das Gefühl, voll akzeptiert zu werden, ohne Vorurteile und Skepsis gegenüber den Deutschen. Das hatte ich bisher so nicht erleben dürfen.“ Er ist bei den Kumpels vom ESC zuhause und arbeitet als Aktuar im Vorstand mit.“ Kolthoff spielt in der 2. Mannschaft und ist Goalie. Beim Fussballspielen kann er sich am besten entspannen, und nach dem Training sitzt er mit den Freunden zusammen und diskutiert über Gott und die Welt. Das gemeinsame Spiel schafft einen Zusammenhalt, der es in sich hat.

Der Fussball hat in seinen Augen ausgesprochen schöne Momente. Dribbling, technische Raffinesse, Zweikampf, gelungene Spielkombinationen – das alles lässt sein Herz höher schlagen. Mit seinem Fussballfieber ist er „mitten drin“. Es störte ihn, als einige Medien das Thema ‚Deutsche in der Schweiz’ reisserisch angegangen sind. Denn er selbst hat keine Mühe, hier Akzeptanz zu finden, - Freundlichkeit und Bescheidenheit helfen ihm dabei. Und natürlich sein Fussballclub, die Freude am runden Leder, der Kontakt mit den Fussballfreaks in Erstfeld.