In Uri heimisch geworden

Folgende Porträts sind in der
Neuen Urner Zeitung erschienen:
Noldi Aplanalp

Der Wirt vom Gotthard

Noldi Abplanalp, „der Wirt vom Gotthard“, ist mit Leib und Seele mit dem geschichtsträchtigen Ort verbunden. Er versteht es, Möglichkeiten auszuloten, die der „Mythos Gotthard“ bietet.

Helen Busslinger-Simmen
Wer im Hospiz auf dem Gotthardpass einkehrt, und das tun viele, sieht einen Wirt, der gleichzeitig überall ist. Noldi Abplanalp spricht mit den Gästen, mit den Berühmten und weniger Bekannten, er heisst sie willkommen, sorgt für ihr Wohl, knüpft Kontakte, erzählte Geschichten, verschwindet in der Küche, taucht am Stammtisch auf. Zweifelsohne – er hat Charma und Charisma.

Abplanalp hat den Ort gefunden, der ihm das ermöglicht, was er sich erträumt: Begegnungen in einer magischen Bergwelt, Zusammenleben mit andern an einem geschichtsträchtigen Ort, Kontakte über alle Grenzen hinweg. Noldi Abplanalp pflegt Beziehungen mit Menschen jeder Herkunft. Er liebt ursprüngliche Bergregionen und fürchtet weder Wind noch Wetter; im Winter wirkt er als Wirt auf dem Gemsstock.

Buntes Völkergemisch

Wer sich im Hospiz-Restaurant umschaut, sieht Erstaunliches. Da sitzt der junge Biker neben dem siebzigjährigen Wanderer, der Bergbauer neben dem Anwalt, da sind Familien, Politiker und Globetrotter, Bundesräte finden sich ein, der Norden verbindet sich mit dem Süden. Abplanalp scheint gleichzeitig überall zu sein, sieht alles, registriert alles, schaut zum Rechten, betreut den Stammtisch. „Ich bin süchtig nach Menschen“, lacht er, - hier kommt er auf seine Rechung.

Was den Reiz des Passes ausmacht, lässt sich nicht mit wenigen Worten sagen. Abplanalp: „Es gibt vieles, das die Menschen hier fasziniert. Etwa die frische Luft, der Bergwind, die Blumenpracht im Frühling, der Bergsommer, die Herbstfarben. Die magische Grenze, die Mitte zwischen Norden und Süden.“ Zudem ist der Gotthard ein „Wettermacher“: Gegen Airolo erlebt man mediterranes Wetter, gegen Andermatt raues alpines Klima.

Gotthard-Geschichten

Abplanalp pflegt seine Kontakte mit Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren, die hier Dienst leisteten, mit Politikern und Künstlerinnen und Künstlern. Klar ist – er liebt das Einfache. Das Hospiz ist fast karg, aber zweckmässig eingerichtet. Hier trägt jeder seinen Koffer selbst, und das ist durchaus auch symbolisch gemeint. Hier klären sich die Gedanken, man kommt zu sich selbst. Da, wo man seit Menschengedenken den Schritt vom Norden in den Süden gemacht hat, mitten in einem Mythos, der unsterblich ist.

Kein Wunder, dass auf dem Gotthard Hochzeiten und Taufen, Versammlungen und Klassentreffen stattfinden. Die Gegensätze prallen aufeinander, nicht nur in der Gaststube: Warme Tage und Eisregen, Sonne und Schnee, Beschaulichkeit und Sport. Ablanalp ist mittendrin und freut sich, dass hier verschiedene gesellige Vereinigungen gegründet wurden, etwa den Gotthard-Club und der berühmten Stammtisch.

Der Gotthard hat Zukunft

„Wie viele andere habe ich grosse Hoffnungen, was die nachhaltige Erschliessung dieser Gegend betrifft“, so Abplanalp. Wenn heute vom Gotthard gesprochen wird, spart man nicht mit grossen Worten. So werben etwa die Bundesräte Deiss und Leuenberger für die „Porta alpina“. Die im zweiten Weltkrieg erbaute Festung ist eine eindrückliche Burg, hier wird Geschichte aus dem 20. Jahrhundert erlebbar.

Die Fondatione Sasso San Gottardo will hier eine Vision Realität werden lassen – die Eröffnung ist für das Jahr 2008 vorgesehen. Die Gotthardrampen der Bahn werden sogar im Zusammenhang mit Unesco-Weltkulturerbe genannt, sagt Ablanalp.

Bis alles so weit ist, verwirklicht Ablanalp noch andere Träume, etwa ein Treffen von hundert Alphornbläsern. Auch die alltäglichen Begegnungen pflegt er mit Sorgfalt, es soll seinen Gästen gut gehen. So gut wie möglich.